Fluchtursache Armut: Z.B. Westbalkan (Diskussionsveranstaltung)

Nachdem wir vor zwei Wochen das Thema unserer Diskussionsveranstaltungen kurzfristig geändert haben, wird die Veranstaltung zum Kosovo und Serbien jetzt nachgeholt!

Dienstag, 10. November 2015, 20:15 Uhr,
Desi, Brückenstr. 23, Nürnberg

Albaner, Kosovaren und Montenegriner können sich freuen, hat ihnen doch die Bundesregierung bescheinigt, dass sie in einem „sicheren Herkunftsland“ leben.

Wofür es diese Neueinstufung braucht, daraus macht das deutsche Kabinett kein Geheimnis, es stellt klar: Leute, die aus dem Kosovo, Albanien oder Montenegro nach Deutschland fliehen, sind kein Fall für das Asylrecht, haben deswegen keine Chance auf ein Bleiberecht und sollen deswegen gar nicht nach Deutschland kommen. Davon, dass die Leute dort allen Grund haben, aus ihren Heimatregionen abzuhauen, weil sie nicht wissen, wie sie dort überleben sollen, geht diese Neueinstufung aus. Die Bundesregierung taxiert mehr oder weniger den ganzen Westbalkan als ein Armenhaus und rechnet damit, dass er das auf lange Sicht auch bleiben wird. Nur, wieso ist das eigentlich so klar, dass aus einer Region mit lauter Leuten, die nichts lieber wollen, als sich einen Lebensunterhalt zu erarbeiten, nichts wird?

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Kundige Leute beantworten die Frage so, dass daran die dort herrschenden politischen Sitten schuld seien, nämlich flächendeckende Korruption, Vetternwirtschaft und symbiotische Beziehungen zwischen Politik und organisierter Kriminalität. Allerdings drängt sich bei all den angeführten Phänomenen der Verdacht auf, dass sie selber Umgangsweisen damit sind, dass in diesen Ländern ein nennenswertes Erwerbsleben nicht stattfindet, sodass der Zugang zu Einkommensquellen unmittelbar einer ist, den einem die politische Macht verschafft. So setzen solche Erläuterungen genau das bereits voraus, was doch zu erklären wäre: worin genau die ökonomisch trostlose Lage dieser Länder besteht und was die mit der Gewissheit sowohl der Regierenden dort als auch der die „Wirtschaftsflüchtlinge“ Abweisenden hier zu tun hat: Dass die Betroffenen, also die ‚normalen‘ Bewohner dieser Länder auf jeden Fall nichts daran ändern können.